Etwas, das keinen Schaden macht:   Ein „einfaches“ Aquarium
Tipps für die Einrichtung eines unkomplizierten Aquariums
„Es kostet fast gar nichts und ist doch wundervoll: Bedecke den Boden eines Glases
mit einer Handvoll reinem Sand, steck in diesen Bodengrund ein paar Zweiglein
gewöhnlicher Wasserpflanzen, gieße vorsichtig einige Liter Leitungswasser ein und stelle
das Ganze auf ein sonniges Fensterbrett. Sobald sich das Wasser geklärt hat und die
Pflanzen zu wachsen begonnen haben, setze ein paar kleine Fische hinein, oder, noch
besser, geh mit Einsiedeglas und kleinem Käscher hinaus an den nächsten Tümpel – einige
Netzzüge und du hast eine Fülle Organismen. Der ganze Zauber der Kindheit hängt für mich
auch heute noch an einem solchen Käscher, ...“ (aus Konrad Lorenz: Er redete mit
dem Vieh, den Vögeln und den Fischen, 1949)
So oder so ähnlich begann die Laufbahn vieler Aquarianer oder späterer Biologen. Der
Charme eines Aquariums, der „Welt im Glase“, hält auch mich seit meiner Kinderzeit
umfangen. Daher pflege ich noch heute, ein kleines „einfaches“ Aquarium, rein zu meiner
Freude und zum Staunen meiner Besucher. Für mich persönlich ginge der Reiz eines
Aquariums schnell verloren, würden technischer Aufwand und Komplikationen bei der Pflege
allzu anspruchsvoller Pflanzen und Tiere überwiegen. Dabei bewundere ich durchaus
Aquarianer, die es schaffen, empfindliche Arten zu halten und zu züchten oder
computergesteuert ästhetische Wunderwerke zu erschaffen. Vieles ist Geschmackssache
und die Übergänge sind fließend. Ich für meinen Teil bevorzuge, dass „einfache“, aber
dennoch „schöne“ Aquarium, das mir Zeit lässt, „stundenlang davor [zu] sitzen und sich in
Gedanken zu verlieren, in krausen und klugen, wie man den Flammen des Kaminfeuers
nachsinnt oder dem eilenden Wasser eines Baches.“ (Konrad Lorenz 1949).
Gerade Anfänger verlieren sich oft in der „High Tech Water World“, modischen Trends
oder Lockangeboten des Handels und beenden ein schönes Hobby, noch bevor es
begonnen hat. Anfängern, vielleicht auch den Resignierten, möchte ich daher Tipps geben,
ein „einfaches“ Aquarium, d.h. ein Aquarium mit vergleichsweise geringem Aufwand und
Anspruch, stressfrei zu gestalten und zu pflegen. „Geringer Anspruch“ umfasst dabei die
Beschränkung auf Pflanzen, vor allem Tiere (und deren Anzahl), die sich unter den
Verhältnissen, die wir ihnen bieten können, artgerecht pflegen lassen.
Das Becken
War in meiner Jugend die Anschaffung eines Aquarienbeckens noch eine teure und –
was die Haltbar- und Dichtigkeit betraf – heikle Angelegenheit war, fällt es heute leicht, eines
der mit Silikon verklebten Glasaquarien zu empfehlen.Wichtig, aber mit dem Ziel des
„einfachen“ Aquariums leicht zu beantworten, ist die Frage nach der Größe des Beckens.
Literatur, Handel und gar der Gesetzgeber markieren als kleinste Beckengröße, in der
Fische noch zu halten sind, ein Aqarium mit den Maßen 60 x 30 x 30 cm, also mit knapp 60
Litern Inhalt. Sie haben recht. Vor allem in jüngster Zeit setzt der Handel die minimale
fischverträgliche Beckengröße gerne noch hinunter. Auch das geht. Doch Vorsicht, die
Tierquälerei rückt hier nahe. Die sehr kleinen Becken mit Fischbesatz würde ich daher – wenn überhaupt –
den erfahrenen Aquarianern überlassen.
Meine Empfehlung für das „einfache“ Aquarium ist ein Becken mit den Maßen 80 x 35 x
40 cm (L x B x H), besser noch 80 x 40 x 40 cm, vielleicht leicht größer oder auch etwas
kleiner mit minimal 60 x 35 x 40 cm. (Mein derzeitiges Aquarium misst 60 x 40 x 40 cm.)
Warum? Das 80er Aquarium mit gut 100 l Inhalt bietet bereits gute Voraussetzungen für
halbwegs stabile biologische Bedingungen. Hauptsächlich sind es aber die Höhe und Tiefe
des Beckens, die bereits eine gestaffelte, optisch ansprechende Bepflanzung mit kleinen und
mittel- bis höherwüchsigen Wasserpflanzen zulassen. Jeder Zentimeter weniger verringert die
Gestaltungsmöglichkeiten.
Natürlich sind der Beckengröße nach oben kaum Grenzen gesetzt, möglicherweise sind sie
noch „schöner“ und stabiler, doch wächst mit zunehmender Beckengröße zumindest der
technische Aufwand. Dieser beginnt mit steigenden Anforderungen an den Unterschrank
oder gar an die Statik der Wohnung. (So bringt bereits das eingerichtete und gefüllte 80er
Becken fast 200 kg auf die Waage.) Größer wird auch der Aufwand für Beleuchtung,
Heizung und eventuelle Umwälzpumpen. Ab einer Beckenhöhe von 50 cm beginnen die
Probleme des normalwüchsigen Aquarianers in die hinteren Ecken zu greifen. Nicht zuletzt
steigt mit zunehmender Beckengröße die Menge des regelmäßig auszutauschenden
Wassers.
Aufstellen des Beckens
Fast schon überflüssig zu empfehlen, das Becken dort aufzustellen, wo man es gut
betrachten und für die Pflegearbeiten bequem erreichen kann. Der Unterschrank, Regal oder
Gestell müssen das beträchtliche Gewicht des Aquariums gefahrlos tragen können. Zu viel
Tageslicht kann Algen zu übermäßigem Wachstum anregen. Auch die Nähe zu Heizkörpern
oder dröhnenden Boxen der Stereoanlage sind weniger förderlich.
Unser „einfaches“ Aquarium wirkt am besten mit dem Rücken zur Wand (mit etwas Platz
für Kabel oder Schläuche). Das mittige Aufstellen als Raumteiler ist eher was für größere
Becken; aber das ist – wie vieles andere auch – Geschmackssache.
Die Technik
Heizung
Die meisten Arten, die für unser Aquarium infrage kommen, stammen aus wärmeren
Ländern. Sie fühlen sich daher meist erst bei Wassertemperaturen wohl, die über der
normalen Raumtemperatur liegt. Das Wasser muss also geheizt werden. Das ist praktisch,
denn eine Kühlung etwa für anspruchsvolle heimische Fischarten ist ziemlich aufwändig.
Zum Heizen reicht dagegen ein einfacher regelbarer Heizstab vollkommen aus. Für das 80er
Becken braucht die Leistung des Heizers 150 W nicht zu übersteigen. Fällt die
Raumtemperatur nicht dauerhaft unter 20°C, reichen 100 W.
Die Temperatur im Warmwasseraquarium liegt meist zwischen 22 und 28°C. Die
einzustellende optimale Wassertemperatur richtet sich nach den Ansprüchen der zu
pflegenden Pflanzen und Fische. Um Stoffwechselvorgänge (z.B. den Verbrauch von
Kohlendioxid, Sauerstoff und Nährstoffen) nicht übermäßig „anzuheizen“, empfehle ich, die
Temperatur des Wasser im unteren Bereich verträglicher Spannen zu belassen.
Durchlüftung
Bei einem angepassten Fischbesatz kommt es im Aquarium so gut wie nie zu
Sauerstoffmangel. Eine Durchlüftung mit Luftpumpe und Ausströmer, aus dem die Luftblasen
perlen, ist daher in der Regel überflüssig. Ja, sie ist sogar schädlich, weil die Luftblasen das
für die Pflanzen wichtige Kohlendioxid aus dem Wasser treiben, das dann den Pflanzen nicht
mehr zur Verfügung steht.
Filterung
Grundsätzlich kommt ein Aquarium mit guter Bepflanzung und angepasstem
Fischbesatz ohne Filterung aus. Im Gegenteil: Zu starke Filter sind nicht nur teuer, sondern
erzeugen mitunter zu starke Strömungen. Diese treiben wiederum unnötig Kohlendioxid aus
dem Aquarienwasser. Außerdem vertragen viele Aquarienpflanzen starke Strömungen nicht.
Es gibt Ausnahmen, zum Beispiel strömungsliebende Fische.
Aber kommen wir zurück zum „einfachen“ Aquarium. Hier empfehle ich – wenn
überhaupt – das Filtern über einen einfachen luftbetriebenen* Innenfilter, den man mit
grobem Sand und Filterwatte bestückt, oder einen Innenfilter mit Schaumstoffpatrone. In
beiden Fällen muss man dafür sorgen, dass es nicht zu stark „blubbert“. Am besten lenkt
man die Luftblasen mit einem an der Wasseroberfläche gewinkelten Rohr sanft aus dem
Wasser. Es reicht vollkommen aus, wenn das Aquarium sehr langsam durchströmt wird.
Dann gelangen die Nährstoffe gut zu den Pflanzenblättern und das durch den Heizer
aufgewärmte Wasser verteilt sich gleichmäßig im Becken.
*) Die erforderliche Luftzufuhr erfolgt über eine Membranpumpe. Weil
bei einem Ausfall der Pumpe Wasser über den Luftschlauch austreten kann, sollte man
unbedingt ein Rückschlagventil einbauen oder die Pumpe über dem Wasserspiegels des
Aquariums anbringen.
Sehr gute Erfahrungen habe ich mit einem sogenannten Mattenfilter
gemacht. Bei diesem Filtern strömt das Wasser auf großer Fläche langsam durch eine etwa
5 cm dicke Schaumstoffmatte. Im Gegensatz zu den anderen Filtern erfordert die Matte
keinerlei Wartung oder Reinigung. Sie muss erst dann erneuert werden, wenn kein Wasser
mehr hindurch fließt. Bis dahin vergehen aber viele Jahre.
Die Filtermmatte kann über die gesamte Fläche einer Seitenwand angebracht werden.
In meinem Aquarium nimmt die Matte die gesamte Rückwand des Aquariums ein. Praktisch
sind zum Viertelkreis gebogenen Matten, die man in einer der hinteren Ecken des Beckens
installiert. Der verbleibende Innenraum bietet genügend Platz für die Pumpe und die
Unterbringung des Heizstabs. Im Internet finden sich unter Mattenfilter,
Eckmattenfilter und Hamburger Mattenfilter zahlreiche Hinweise zur
Funktion und zum Bau eines solchen Filters, einschließlich mehr oder weniger komplizierter
Berechnungsbeispiele. Für unser „einfaches“ Aquarium reicht es aus, wenn die Mattenfläche
mindestens der Fläche einer Seitenwand entspricht und die verwendete Pumpe (egal ob mit
Luft oder Motor angetrieben) die gesamte Wassermenge des Aquariums in etwa 1 bis 2
Stunden umwälzen kann. (In Falle des empfohlenen 80er Beckens sollte die Pumpenleistung
also zwischen 50 und 100 Litern pro Stunde liegen.)
Beleuchtung
Während man auf den Filter durchaus verzichten kann, ist eine ausreichende
Beleuchtung des Aquariums unentbehrlich. Sie lässt nicht nur die Farben unserer Fische
strahlen, sondern ist wichtigste Voraussetzung für das Wachstum der Pflanzen. Leider ist die
Beleuchtungseinrichtung oft das teuerste Zubehör für unser Hobby. Der Handel hat
verschiedene Varianten im Angebot. Am günstigsten und für das „einfache“ Aquarium
bestens geeignet sind Abdeckungen mit – meist wasserdicht – eingebauten
Leuchtstoffröhren. Wichtig ist eine Beleuchtung mit zwei Röhren. Nur so ist das
Licht ausreichend hell, außerdem kann man durch Kombination verschiedener Röhren die
Lichtfarbe besser variieren. Für das 80 cm breite und 40 cm hohe Becken bieten sich daher
zwei T8-Röhren – das sind die herkömmlichen mit einem Durchmesser von 8/8 Zoll, also
etwa 26 mm – mit jeweils 18 W an. (Mein 60er Becken ist mit zwei 15 W Röhren bestückt.)
Weil das Licht mit zunehmender Wassertiefe absorbiert wird, empfiehlt sich bei
Beckenhöhen von mehr als 40 cm die Verwendung der modernen leistungsstärkeren T5-
Röhren (Durchmesser 5/8 Zoll = 16 mm). Je nach Bauart der Abdeckung lässt sich die
Lichtausbeute der Leuchtstofflampen durch aufsteckbare Reflektoren steigern.
Doch Vorsicht: Viele Aquarianer und Autoren empfehlen heute sehr hohe Lichtstärken, die
tatsächlich das Wachstum der Pflanzen fördern. Das klappt aber nur, wenn die Mineral- und
Kohlenstoffversorgung – letztere durch Zufuhr von Kohlendioxid – optimal eingestellt sind.
„Weniger“ (Licht) ist also auch im Aquarium oft „mehr“.
Leuchtstoffröhren werden in einer breiten Palette verschiedener Lichtfarben angeboten. Die
Farben reichen von warmen, eher gelb-roten bis zu kalten, dem Tageslicht ähnlichen Tönen.
Wichtig zu wissen: Wasserpflanzen brauchen nicht unbedingt das volle Spektrum des
Sonnenlichts, sondern sind vermutlich an gelb-grünes Licht am besten angepasst. Die
Auswahl des Lampentyps ist daher weitgehend auch Geschmackssache. Um ein halbwegs
gleichmäßiges Farbspektrum und – nach meinem Empfinden – einen natürlichen
Farbeindruck der Pflanzen und Fische zu erzielen, empfehle ich die Kombination einer
Tageslichtröhre (über dem vorderen Drittel des Aquariums) mit einer Warmtonröhre (über
dem mittleren Drittel). Anstelle der Warmtonröhre kann man auch eine Lampe einbauen,
deren Spektrum rein auf die Pflanzen abgestimmt ist. Pflanzenleuchten alleine geben Farben
eher unnatürlich wider. Doch das ist Geschmackssache.
Und noch ein Tipp: Man muss nicht die in der Regel teuren Leuchtstofflampen aus der
Zooabteilung kaufen. Die meist günstigeren Röhren aus der Elektroabteilung sind für unsere
Zwecke ebenso tauglich.
Preislich erschwinglich und ausgereifter sind mittlerweile Aquarienleuchten mit stromsparender
LED-Technik, über die ich mir aber noch kein abschließendes Urteil bilden kann. Zur Vorsicht ist
bei Billigprodukten geraten, deren Farbspektrum für das Gedeihen der Pflanzen unzureichend sein kann.
Die meisten Warmwasserpflanzen stammen aus geografischen Regionen mit mehr oder
weniger gleicher Tag- und Nachtlänge. Die Beleuchtung unseres Aquariums sollte daher
jeden Tag für etwa 12 Stunden eingeschaltet sein. Wer spät abends noch die Fische sehen
will, schaut morgens ins Dunkle – oder umgekehrt. Aus diesem Grund zieht über meinem
Aquarium nach sechs Stunden ein „Gewitter“ auf, d.h. die Zeitschaltuhr schaltet die Lampen
für eine Stunde aus. Danach scheint für weitere sechs Stunden die „Sonne“. Neben der
zeitlichen Spreizung hat die Mittagspause den Vorteil, dass sich der Vorrat an Kohlendioxid
auffrischen kann. Die Vor- und Nachteile der Beleuchtungspause sind umstritten. Bei mir
funktioniert’s.
Das Einrichten
Steht das Becken an seinem Platz, geht’s ans Gestalten. Dazu ist es hilfreich, sich
wenigstens im Kopf, am besten auf einem Blatt Papier eine Skizze zu entwerfen, wo welche
Dekoration und große, kleine oder mittelgroße Pflanzen ihren Platz finden.
Gestaltungsbeispiele (auch negative) finden sich in Büchern, Internet, bei bekannten
Aquarianern, im Handel oder öffentlichen Aquarien.
Dekoration
Dekoration sind Wurzeln, Hölzer oder Steine, zu mehreren als Höhle oder Terrasse
gruppiert, die den Pflanzenbestand optisch auflockern. Dem Anfänger empfehle ich Wurzeln
und Steine aus dem Fachhandel. Bei selbst gesammelten Produkten sind böse
Auswirkungen auf die Wasserqualität nicht auszuschließen. Holz fürs Aquarium muss oft
noch gewässert werden, bevor es im Aquarium freiwillg in der Tiefe bleibt.
Zur Dekoration zählt auch die Rückwand. Neben mehr oder weniger hübschen Fotos, die
man außen an der hinteren Scheibe des Beckens anbringt, gibt es sündhaft teure
Innenwände. Allen ist gemeinsam, dass man sie auf Dauer nicht mehr wahrnimmt, weil
Algenfilme und vor allem Wasserpflanzen den Blick versperren. Daher reicht es aus, die
„Heckscheibe“ (von außen) mit einem – je nach Geschmack – schwarzen, dunkelblauen
oder dunkelgrünen Karton zu bekleben.
Bodengrund
Man kann es sich denken: Der Bodengrund im Aquarium ist nicht nur dazu da, den
spiegelnden Beckenboden zu verdecken, sondern er ist der Wurzelraum zahlreicher
Wasserpflanzen. Außerdem leben an den Bodenpartikeln und in den vielen kleinen Poren
zwischen ihnen Mikroorganismen, die wichtig sind für den Stoffumsatz, also für den Abbau
im Aquarium anfallender Abfallstoffe.
Als Aquarienboden hatt sich grober Quarzsand (mit einer Korngröße von etwa 1 bis 2
mm) bewährt. Gründelnde Fische, z.B. Panzerwelse bevorzugen die ein oder andere Fläche
mit feinerem Sand. Die Farbe des Bodens ist weitgehend Geschmackssache. Dunklere Töne
lassen aber die Pflanzen und Fische oft besser zur Geltung kommen.
Günstig ist eine Schichtdicke des Bodengrunds, die ausgehend von 5 cm im
Vordergrund auf bis zu 10 cm im Beckenhintergrund ansteigt. Für das 80er Becken sind
dafür etwa 35 bis 40 kg Sand oder Kies erforderlich. Bei der Ersteinrichtung kann man als
unterste Schicht einen Nährboden einbringen – muss man aber nicht.
Die Biologin Diana Walstad empfiehlt als unterste
Bodenschicht für das „Low Tech“ Aquarium – vergleichbar mit unserem „einfachen“
Aquarium – schlicht Pflanzen- oder Gartenerde. Ihr Konzept ist einleuchtend. Eigene
Erfahrungen mit dem Einsatz von Erde fehlen mir aber derzeit noch.
Aquarienboden aus dem Fachhandel ist in der Regel frei von Schadstoffen und sogar
vorgewaschen. Um unschönen Wassertrübungen vorzubeugen, ist es dennoch ratsam, den
Sand vor dem Einbringen ins Aquarium – portionsweise in einem Eimer oder einer Wanne –
mit viel Wasser nochmals duchzuspülen.
Wasserqualität
In aller Regel wird es Leitungswasser (Trinkwasser) sein, das für die Füllung des Aquariums
und den späteren Wasserwechsel zur Verfügung steht. Das Trinkwasser aus der öffentlichen
Wasserversorgung ist überall in Deutschland von bester Qualität, hygienisch einwandfrei,
weitestgehend frei von Schadstoffen und für unser Aquarium meist gut geeignet.
Schädlich ist jedoch Chlor, das machmal im Wasserwerk zur Desinfektion des
Trinkwassers zudosiert wird. Chlor erkennt man leicht am „Schwimmbad-Gruch“.
Handelsübliche Wasseraufbereiter entfernen das Chlor zuverlässig. Es entweicht aber auch
von alleine, wenn man das zu verwendende Wasser über Nacht abstehen lässt.
Zum Problem kann auch Kupfer werden, das aus der Hausinstallation oder
Warmwasserboilern ins Leitungswasser übertritt. Auf große Mengen warmen Wassers aus
Boilern sollte man daher vorsichtshalber verzichten. Kupferrohre sind kein Problem, solange
man Wasser, das schon mehrere Stunden in der Leitung gestanden hat, zunächst ablaufen
lässt.
Je nach Herkunft ist das Leitungswasser unterschiedlich „hart“, d.h. es enthält mehr oder
weniger Kalk und andere Mineralien. Von Ausnahmen abgesehen ist das Trinkwasser in
Süden und im Nordosten Deutschlands oft hart, während es im Nordwesten und in den
Mittelgebirgen eher weich ist. Die Wasserhärte wird in Härtegraden gemessen.
Weiches Wasser hat weniger als sieben Grad (Gesamthärte). Als
mittelhart bezeichnet man Wasser mit Härtegraden zwischen 8 und 14. Darüber
hinaus ist das Wasser hart.
Aquarienfreunde, denen weiches Wasser (Härtegrad kleiner als 7) zur Verfügung steht,
können sich glücklich schätzen, begehrte Weichwasserarten pflegen zu können. (Außerdem
ist es leichter weiches Wasser bei Bedarf aufzuhärten, als hartes Wasser zu enthärten). Die
Lebensbedigungen im Weichwasseraquarium sind aber weniger stabil als in hartem
Wasser. Bei weichem Wasser empfehle ich daher, weiterführenden Informationen aus der
Literatur oder dem Internet hinzuzuziehen.
Pflanzen und Tiere
Die Pflege von Pflanzen und Tieren ist das zentrale Anliegen unseres „einfachen“ und
„schönen“ Aquariums. Daher ist die Frage nach den für unser Becken geeigneten Arten
besonders interessant. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die Qualität des zur
Verfügung stehenden Wassers. Entspricht das Wasser nicht den gewünschten
Anforderungen, lässt es sich zwar in verschiedener Weise aufbereiten, doch der
erforderliche technische/chemische Aufwand widerläuft schnell dem Prinzip des „einfachen“
Aquariums.
Zur Auswahl der Pflanzen und Fische ist es zunächst wichtig, die Härte des späteren
Aquariumwassers zu kennen. Der sogenannte Härtegrad ist als „Gesamthärte“ meist auf der
Wasserrechnung vermerkt, kann beim Wasserversorger erfragt oder mit Hilfe einfacher
Messstäbchen selber gemessen werden.
Ist die Wasserhärte bekannt, empfiehlt sich für diejenigen, die sich noch nicht mit den
künftigen Aquariumbewohnern bekannt gemacht haben, ein Besuch im Zoogeschäft. Hier
gewinnt man einen ersten Überblick, welche Pflanzen und Fische überhaupt gefallen und
erhältlich sind. Bestenfalls steht das Personal mit fachkundigem Rat zur Seite. Ansonsten
finden sich in Literatur oder Internet Hinweise auf die Ansprüche möglicher Arten. Es ist
sinnvoll, wenn auch schwer, den Kauf solange aufzuschieben, bis die Bedürfnisse der
begehrten „Fauna“ und „Flora“ geklärt sind.
Pflanzen
Die Härte des Wasser ist dafür ausschlaggebend, welche Nährstoffe und in welcher
Form der für das Gedeihen der Pflanzen erforderliche Kohlenstoff zur Verfügung stehen. Die
Anpassungen der Wasserpflanzen sind recht unterschiedlich. So gibt es an weiches Wasser
angepasste Arten, die in hartem Wasser schnell der Konkurrenz anderer unterliegen. In
weichem Wasser gehen dagegen Pflanzen, die natürlicherweise in hartem Wasser gedeihen,
meist zugrunde. Einige Arten sind auch „flexibel“ gegenüber der Wasserhärte.
Nicht nur für den Anfang sind Pflanzen zu empfehlen, die über ein breites
Härtespektrum oder eher in mittelhartem Wasser gedeihen. In einer bewährten Auswahl sind
vor allem die Sumpfschraube (Vallisneria spiralis), der Indische Wasserfreund
(Hygrophila polysperma) und die Südamerikanische Wasserpest (Egeria
densa) zu nennen. Diese Pflanzen wirken am besten an den Seiten oder im
Hindergrund des Aquariums. Vallisneria vermehrt sich meist recht schnell über Ausläufer. Zu
lang werdende Blätter müssen gelegentlich beschnitten werden. Die Stängel von Hygrophila
und Egeria können recht lang und hoch werden. Die Triebe kann man mehr oder weniger
beliebig kappen und wieder in den Boden pflanzen. Weil sie Kohlenstoff aus der Luft
wesentlich leichter aufnehmen können als aus dem Wasser, sollte man Pflanzen, die über
den Wasserspiegel hinaus wachsen, (soweit wie möglich) gewähren lassen.
In der Mitte des Aquarium wirken die robusten Wasserkelche Cryptocoryne
wendtii oder Cryptocoryne beckettii recht gut. Leicht zu pflegen sind auch
die Kriechende Ludwigie (Ludwigia repens, Hintergrund und Seitenbereich) und
die recht groß werdenden Schwertpflanzen (z.B. Echinodorus parviflorus), die
man unter dem Namen Echinodorus grisebachii zusammenfasst. Für den
Vordergrund sind die Grasartige Zwergschwertpflanze Echinodorus tenellus oder
Pflanzen der erst seit kurzem bekannten Gattung Staurogyne geeignet.
Auf Wurzeln oder Steinen wirken Javamoos (Vesicularia dubyana) oder das
Zwerg-Speerblatt (Anubias barteri var. nana) gut. Solche Aufsitzerpflanzen
lassen sich gut mit Baumwollfäden befestigen, die sich unter Wasser allmählich
zersetzen.
Die beschriebenen Arten wachsen in der Regel recht schnell, so dass Aquarianer nach
dem Auslichten ihrer Bestände die Pflanzen gerne verschenken. Ansonsten dürften die
genannten Gewächse im Handel erhältlich sein. Weil die Pflanzen miteinander konkurrieren,
sollte man bei der Ersteinrichtung des Aquariums – auch wenn es zunächst etwas karg
aussieht – nicht zu viele Pflanzen und Pflanzenarten gleichzeitig einbringen. Anfängliche
Verluste sind durchaus normal, und oft bleibt es unergründlich, warum auch unter den
„einfachen“ Arten einzelne nicht gedeihen wollen.
Fische
Einige Tage nach der Bepflanzung des Aquariums – Beleuchtung, Heizung
und ggf. Filter waren in Betrieb – darf man einzelne Fische hinzu setzen. Bis zum ersehnten
Vollbesatz sollten aber mindestens zwei Wochen vergangen sein.
Grundsätzlich gilt für die Auswahl der Fische das Gleiche wie bei den Pflanzen: Ansprüche
an die Wasserqualität und die Verträglichkeit der Fische und Fischarten untereinander sind
zu berücksichtigen. Fische, die in der Natur in weichem Wasser vorkommen, lassen sich auch in härterem
Wasser pflegen (wenn auch meist nicht züchten). Umgekehrt vertragen „Hartwasserarten“
weiches Wasser eher schlecht. Nähere Angaben zu den Ansprüchen der einzelnen Arten
finden sich in der Literatur oder im Internet. Mit den in den Herkunftsgewässern gemessenen
Werten liegt man im Zweifelsfall auf der sicheren Seite. Gleiches gilt für die verträglichen
Wassertemperaturen.
Grundsätzlich empfehle ich, den Besatz des Aquariums auf wenige Arten, im 80er
Becken maximal drei bis vier Arten zu beschränken. Günstig ist z.B. eine größere Anzahl
kleinerer Schwarmfische (maximal zwei Arten), die sich in mittlerer Beckenhöhe aufhält,
kombiniert mit wenigen Tieren, die die Nähe der Wasseroberfläche oder des Bodens
bevorzugen. Als Richtwert sollten einem 2 bis 3 cm langen Fisch mindesten 3 l Wasser zur
Verfügung stehen. Das 80er Becken mit einem Gesamtinhalt von 110 bis 120 l kann (nach
Abzug von ca. 20% des Volumens für Bodengrund und Dekoration) also etwa 30 Fische der
genannten Größe beherbergen. Bei kleineren Arten sind ein paar Exemplare mehr, bei
größeren entsprechend weniger möglich. Größere Fischdichten erhöhen die Anfälligkeit
gegenüber Krankheiten, können Sauerstoffmangel verursachen und erfordern daher
größeren Pflege- und technischen Aufwand. Für unser „einfaches“ Aquarium gilt auch hier:
Weniger ist mehr.
Beim Besatz des Aquariums schließen sich nicht nur Arten mit unterschiedlichen
Ansprüchen an die Temperatur und Beschaffenheit des Wassers, sondern auch sehr
lebhafte und eher ruhige Fische gegenseitig aus. Daher harmonieren die meist ruhigen
Salmler schlecht mit den oft lebhaften Barben und Bärblingen. Zu beachten ist auch, dass
sehr große Fische kleinere in Angst und Schrecken versetzen können.
Leider habe ich selber erlebt, wie ein unausgebildeter bis verantwortungsloser Verkäufer
einem Neuling Alles in die Tüte packte, was ihm in den Blick fiel, frei nach dem Motto: „Zu
den drei Roten passt nun noch ein Gelber, und der Große da ist auch so schön ...“ Die
Freude am Aquarium hat wohl nicht lange gehalten. Mit den genannten Grundregeln, einem
Blick in Literatur und Internet oder mit dem Rat eines Erfahrenen wird es besser gehen.
Für das „einfache“ 80er Becken lassen sich insbesondere auch für den Anfänger
folgende Arten uneingeschränkt empfehlen:
- Guppy Poecilia reticulatus (kleiner Trupp oder Schwarm, Weibchen im Überschuss)
- Platy Xiphophorus maculatus (wie Guppy)
- Kardinalfisch Tanichthys albonubes (größerer Schwarm)
- Zebrabärbling Danio rerio (größerer Schwarm)
- Roter von Rio Hyphessobrycon flammeus (kleiner Schwarm)
- Keilfleckbärbling Trigonostigma heteromorpha (größerer Schwarm)
- Glühlichtsalmler Hemigrammus erythrozonus (größerer Schwarm)
- Siamesicher Kampffisch Betta splendens (1Paar)
Die für Schwärme empfohlenen Arten sind keine Schwarmfische im engeren Sinn. Sie
verkümmern aber in „Einzelhaft“ und fühlen sich erst in Trupps von mindestens sechs
Individuen wohl.
Sehr hübsch anzusehen, aber eine Spur anspruchsvoller sind Schwärme des
Neonsalmlers (Paracheirodon innesi) oder des Roten Neons
(Paracheirodon axelrodi) – wobei ich aus eigener Erfahrung dem „normalen“
Neonsalmler, der vorwiegend aus Zuchten in den Handel gelangt, den Vorzug gebe.
Zu den genannten Schwarmfischen passen jeweils recht gut ein Trupp aus fünf bis
sechs Panda-Panzerwelsen (Corydoras panda), ein Pärchen des Gelben
Zwergbuntbarsches (Apistogramma borellii) oder des
Schmetterlingsbuntbarsches (Mikrogeophagus ramirezi); die sich am Boden des
Aquariums aufhalten. Wer Arten für die Nähe der Wasseroberfläche ergänzen möchte, dem
sei zum Siamesischen Kampffisch (Betta splendens), dem Honiggurami
(Trichogaster chuna) oder dem Zwerggurami (Colisa lalia) – am
besten jeweils ein Männchen auf zwei bis drei Weibchen – geraten.
Obwohl ich persönlich größere Schwärme einer einzelnen Art bevorzuge, kann man
zum Beispiel den Zebrabärbling gut mit dem Kardinalfisch oder den Neonsalmler mit dem
Roten von Rio zusammen bringen. Guppy und Platy passen in nahezu jedes
„Gesellschaftsbecken“. Bei den Lebendgebärenden wie Guppy und Platy muss man hohe
Nachwuchsraten einkalkulieren.
Beim Vergesellschaften der aufgeführten Arten sollte man beachten, dass die
Wassertemperatur für Kardinalfische nicht dauerhaft über 24°C liegen sollte, umgekehrt die
Temperatur für Kampffisch und Schmetterlingsbuntbarsch diesen Wert nicht unterschreiten
sollte. Glühlichtsalmler, Keilfeckbärbling und Roter Neon fühlen sich in etwas weicherem
Wasser (Gesamthärte < 12°dGH) wohler, wogegen die Lebendgebärenden härteres Wasser
bevorzugen.
Pflege des Aquariums
Die Annahme, ein Aquarium mache keine Arbeit, ist schlichtweg falsch. Mit
regelmäßigen kleineren Pflegeeingriffen lässt sie sich aber auf ein erfreuliches Maß
beschränken.
Neben der Kontrolle der Technik ist das Füttern unserer Pfleglinge die wichtigste
tägliche Aufgabe. Die aufgeführten Fischarten begnügen sich mit handelsüblichen
Futterflocken, sind aber dankbar für gelegentliche Leckerbissen, die der Handel lebend, in
der Kühltruhe, gefriergetrocknet oder neuerdings auch in Gelee bereit hält. Je nach Größe der Fische
empfehlen sich Salinenkrebschen (Artemia), Wasserflöhe (Daphnien) und Mückenlarven.
Wer kann, füttert mehrmals täglich. Am besten nur so viel, wie die Fische innerhalb von etwa
10 Minuten vertilgen können. Keinesfalls sollten sich dauerhafte Futterablagerungen auf dem
Boden bilden.
Eine wöchentliche Maßnahme ist, etwa ein Viertel des Aquarienwassers gegen frisches
auszutauschen. Damit werden entstehende Schadstoffe verdünnt und verbrauchte
Spurenstoffe ergänzt. Bei einem „eingefahrenen“ gut bepflanzten Becken kann man die
Intervalle zwischen den Teilwasserwechseln allmählich auf 4 Wochen und mehr verlängern.
Wer es genau wissen möchte, misst den Nitrat-Wert des Wassers. Spätestens
bei 50 mg/l ist eine Verdünnung durch Wasserwechsel angezeigt. Am besten hält man den
Nitrat-Wert unter 20 mg/l.
Beim Absaugen des Wassers mit dem Schlauch kann man gleichzeitig übermäßige
Ablagerungen von Mulm – das sind abgelagerte feine organische Reststoffe – entfernen.
Doch aufgepasst: Der Mulm enthält wichtige Bakterien. Übetriebene Sauberkeit schadet
daher mehr als sie nutzt.
Alle ein bis zwei Wochen wird man den Algenbelag auf der Frontscheibe des Aquariums
entfernen müssen. Hierzu reicht ein einfacher Kunststoffschwamm. (Vorsicht: Zu
scharfkantige Gewebe, vor allem aber mitgeschleppte Sandkörnen können hässliche Kratzer
verursachen!) Fädige Algen entfernt man am besten mit der Hand aus dem Becken.
Bei (hoffentlich) gutem Pflanzenwachstum muss man die Bestände mitunter auslichten
oder kürzen. Außerdem sind die Pflanzen dankbar für gelegentliche Düngergaben. Gute
Erfahrungen habe ich mit abwechselnden Gaben von eisenhaltigem Boden- und
Flüssigdünger gemacht. Auf in die Nähe der Pflanzenwurzeln in den Boden eingedrückte
Düngetabletten folgt im Abstand von zwei bis drei Wochen ins Wasser gegebener
Flüssigdünger, jeweils in der Hälfte der vom Hersteller angegebenen Konzentration. Hat man
bei der Einrichtung einen Nährboden eingebracht, kann man sich zumindest mit der
Bodendüngung etwas Zeit lassen. Fehlender Dünger ist oft erkennbar an nachlassendem
Wachstum und vergilbenden Blättern.
Probleme
Kranke Fische
Kranke Fische gehören zu den weniger schönen Seiten unseres Hobbys, werden uns
aber von Zeit zu Zeit begegnen. Das beste Mittel gegen Fischkrankheiten ist zunächst das
Vorbeugen. Dazu zählen Vorsicht beim Kauf der Fische, ein maßvoller Besatz und die
regelmäßige Pflege des Aquariums.
Kommt es dennoch zur Erkrankung, ist es sinnvoll, einzelne erkrankte Fische aus dem
Becken zu entfernen, sie gesondert zu behandeln oder schlimmstenfalls schonend zu töten*.
Vergleichweise häufig treten Pilzerkrankungen oder die Weißpünktchenkrankheit
„Ichthyophthirius“ auf, die man mit Salzlösungen oder speziellen Medikamenten behandeln
kann. Zur Behandlung sei auf Fachkundige, die Literatur oder das Internet verwiesen.
Insgesamt rate ich zur Vorsicht bei der Verwendung von Medikamenten.
*) Am besten gibt man den Fisch in ein Gefäß mit Aquarienwasser, das man gut mit 0,5 ml/l
Nelkenöl aus der Apotheke vermischt hat. (Vorher gut schütteln; es dürfen keine Fettaugen
sichtbar sein.)
Algen
Um es vorweg zu nehmen: Es gibt kein Aquarium ohne Algen! Ab einer bestimmten
Menge beginnen sie – zugegeben – aber zu stören. Im einfachsten Fall stören sie nur
unserer ästhetisches Empfinden, schlimmstenfalls beeinträchtigen sie aber unsere Pflanzen
und Fische.
Fast immer entwickelt sich ein harmloser Bewuchs auf Oberflächen wie Steinen oder
den Scheiben des Aquariums (vgl. Pflege des Aquariums). Ist der Belag braun, handelt es
sich um sogenannte Kieselalgen. Diese sind in den meisten Fällen ein Hinweis auf eine zu
schwache Beleuchtung des Beckens.
Nehmen Algen überhand, helfen algenfressende Fische, das Problem zu mildern, aber
nicht zu lösen. Algenhemmende Chemikalien schaden in den meisten Fällen mehr als sie
nutzen. Wirksam lässt sich ein übermäßiges Algenwachstum fast nur mit einem
ausreichendem Bewuchs (höherer) Wasserpflanzen bekämpfen. Einerseits konkurrieren die
Wasserpflanzen mit den Algen um die zur Verfügung stehenden Nährstoffe, andererseits
geben sie Stoffe ins Wasser ab, die das Wachstum der Algen hemmen. Daher muss man
den Wasserpflanzen bei der Einrichtung des Aquariums oder bei akuten Algenproblemen einen
Konkurrenzvorteil verschaffen, indem man schnell wachsende Wasserpflanzen, z.B. die
Sumpfschraube Vallisneria spiralis oder den Wasserfreund Hyggrophila
polysperma einbringt. Einen Konkurrenzvorteil gegenüber den Algen gewinnen
Wasserpflanzen auch dann, wenn man sie – wie schon beschrieben – über den
Wasserspiegel hinaus wachsen lässt. Algen haben nämlich nicht die Chance, das besser
verfügbare Kohlendioxid der Luft zu erreichen. Ähnlich wirken auch Schwimmblattpflanzen,
z.B. die Muschelblume Pistia stratiotes, die zudem durch Beschattung den Algen
Licht entziehen.
Grundsätzlich ist eine Verminderung der Beleuchtungsstärke aber nicht das Mittel der
Wahl. Besser helfen die Abschattung von direktem Sonnenlicht und eine Beleuchtung mit
wärmerem Licht, das Algenwachstum zu begrenzen. Das liegt daran, dass Sonnenlicht und
Kunstlicht mit hohem Blauanteil über die sogenannte Fotoxidation Eisen frei setzen, das an
gelösten organischen Stoffen gebunden ist und das Algenwachstum beschleunigt. In der
gleichen Weise wirkt, die organischen Stoffe mitsamt des Eisens durch eine Filterung über
Aktivkohle zu vermindern. Diese Methode ist besonders bei einer Grünfärbung des Wassers,
einer „Wasserblüte“, zu empfehlen. (Weil die gelösten organischen Stoffe auch positive
Wirkungen haben, sollte die Aktivkohlefilterung jedoch nicht dauerhaft erfolgen.)
Ein echtes Problem ensteht, wenn schmutzig blau-grüne Überzüge aus
Blaualgen die Pflanzen und Einrichtungsgegenstände des Aquariums zu
überwuchern drohen. Solche Blaualgenplagen entstehen mitunter aus dem „Nichts“, öfter
aber in übermäßig mit Fischen besetzten und schlecht gepflegten Becken. Wenn sich
Blaualgen ausbreiten, sollte man daher zunächst „Schmuddelecken“, d.h. einen verendeten
Fisch oder Futterablagerungen suchen und entfernen. Die Blaualgenüberzüge lassen sich
mehr oder weniger gut abstreifen, absaugen und mit dem Wasserwechsel entfernen. Halten
sich die „Cyanobakterien“ – so heißen die Blaualgen wissenschaftlich – hartnäckig, empfiehlt
sich der Einsatz eines Oxydators, der das Wasser mit Sauerstoff anreichert , und das
Blaualgenwachtum – so meine Erfahrung – zum Stoppen bringt. Oxydatoren sind nicht teuer
und für jede Beckengröße im Fachhandel erhältlich. Man muss sie regelmäßig mit einer
Chemikalie (Wasserstoffperoxid) befüllen. Daher ist die Gebrauchsanleitung genau zu
beachten. Neigt ein Aquarium zum Blaualgenbefall, kann man als ergänzende Maßnahme
das Becken während der Nacht bis etwa zwei Stunden vor dem Einschalten der Beleuchtung
durchlüften.
Literatur und Links
- Aquarienchemie für Einsteiger
- „Kleine Aquarien“ von Ulrich Schliewen
Anleitung zur Einrichtung und Pflege eines 60-Liter-Beckens,
gut auf etwas größere Aquarien übertragbar, mit ausführlichen Tipps zur Vergesellschaftung
von Fischarten
- „Aquarienpraxis kurz gefasst“ von Hans Frey
letzte Auflage 1987 (gebunden) und 1988 (Taschenbuch),
in Teilen veraltet, aber mit guten Tipps zur Pflege und Einrichtung, guten Beispielen zur
Gestaltung sowie zum Besatz von Gesellschafts- und Artenaquarien,
günstig gebraucht erhältlich
- „Einsteiger Fisch-Fibel: Pflegeleichte und schöne Aquarienfische“ von Harro
Hieronimus
Zusammenstellung pflegeleichter Aquarienfische mit Tipps für ihre
Haltung
- „Guppy, Platy, Molly (Tierratgeber)“ von Michael Kempkes
kompetenter Ratgeber für die Haltung Lebendgebärender Zahnkarpfen
- „Das bepflanzte Aquarium“ von Diana Walstad
ausgezeichnete Beschreibung biologischer/chemischer Vorgänge im
Aquarium mit Praxistipps und Anleitung zu einem „Low tech Aquarium“,
für Anfänger ohne biologische/chemische Grundkenntnisse weniger empfehlenswert
- Das
Zierfischverzeichnis
sorgfältig zusammengestelltes Zierfischlexikon
- Aquarium Guide
- Die Aquarien- und
Terrarienzeitschrift
Magazin für Liebhaber und Züchter von Aquarien- und Terrarientieren,
denen Artenschutz und artgerechte Lebensbedingungen besonders wichtig sind.
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