Udo Rose: Themen
Graureiher Gepard Kreuze Eichenblatt Erft Grasfrosch Flussbarsch Hulman Distelfalter Wanderheuschrecke
Themen

 

Udo's Themen:

Politik, Gesellschaft & Kirche

 

 

 

 

Mein Glaube, meine Überzeugung

Schon oft habe ich meinen christlichen Glauben an Gott infrage gestellt und mich mit dem Bild des Eingeborenen getröstet, der seine hölzerne Gottesfigur wegwirft. Nicht, weil er nicht mehr an Gott glaubt, sondern erkannt hat, dass Gott nicht aus Holz ist.

Zum wiederholten Mal habe ich nach dem historischen Jesus und den Hintergründen des Christentums gesucht. Als theologischer und historischer Laie ist das möglicherweise vermessen, aber vielleicht weniger voreingenommen. Zumindest werfen die Leugner des historischen Jesus und Kritiker des Christentums den Theologen Voreingenommenheit vor und umgekehrt. Entsprechend füllen teils schwerverständliche wissenschaftliche Abhandlungen, teils reißerische populäre Werke die Regale. Auch im das Internet finden sich zahlreiche Beiträge. Hier liegt die Hemmschwelle zur Scharlatanerie medienbedingt tiefer als in der Literatur. Oft genügt ein Blick ins Impressum, um das Lesen zu ersparen. Es gibt aber auch seriöse Seiten. Hierzu zähle ich den (zumindest mich) ansprechenden und einleuchtenden Aufsatz von Karl-Heinz Ohlig, den ich hier zusammengefasst habe.

Als ausgebildeter Naturwissenschaftler ist mir die Denkweise der Theologen bisweilen fremd. Und manchmal habe ich den Eindruck die Kollegen dieser anderen Fakultät braten im eigenem Saft. Die Elimination von Querdenkern aus den eigenen Reihen durch die großen Kirchen passt da durchaus ins Bild, nach dem Motto: „Was nicht sein darf, das nicht sein kann“. Andererseits arbeiten populäre Kritiker gerne mit Polemik, sogar mit Hass und Häme, was den Gläubigen schmerzt.

Versucht man in das Thema einzusteigen, wird schnell klar, wie kompliziert die theologische/historische Materie letztlich ist. Dabei fallen die vielfältigen, uneinheitlichen und sich teilweise widersprechenden Einschätzungen und Meinungen unter Theologen, Historikern, Hobbyforschern oder Journalisten auf. Was richtig oder falsch ist kann ich – zumal als geisteswissenschaftlicher Laie – kaum beurteilen. Meine Ansicht kommt daher eher aus dem Bauch:

  • Die Existenz oder Nichtexistenz Gottes können weder Theologie noch die Naturwissenschaft beweisen. (Das ist nicht nur Ansicht, sondern Fakt.)
  • Insbesondere die moderne Physik gibt Hinweise darauf, dass unserer an Raum und Zeit gebundenen Erkenntnisfähigkeit unüberwindbare Grenzen gesetzt sind. Für die Existenz von Materie bedarf es eines Bewusstseins und alle materiellen Teilchen sind auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden. Die Meinungen der Physiker gehen dabei auseinander, und die Grenze zur Esoterik ist rasch überschritten.
  • Die Existenz des historischen Jesus ist ziemlich gut gesichert. Gleiches gilt für einige, wenn auch wenige seiner Aussagen. Die tatsächlichen Geschehnisse, angefangen bei seiner Geburt bis zum wahrscheinlich gewaltsamen Tod und die Begründung des Christentums sind dagegen unklar.
  • Die Evangelien (unabhängig davon, ob die Kirche sie in ihren Kanon aufgenommen hat oder nicht) stammen zunächst aus mündlichen Überlieferungen. Eine korrekte Wiedergabe der Ereignisse ist daher nicht zu erwarten, zumal sicher unbestätigte Berichte und die subjektive Meinung der Verfasser eingeflossen sind. Zudem hatten die Überlieferer nicht unbedingt die korrekte Wiedergabe der Historie, sondern die Weitergabe ihres Glaubens im Sinn. Dabei haben sie vielfach hin- und her übersetzt und voneinander abgeschrieben. Dabei sind auch Anleihen aus verschiedenen antiken Religionen eingeflossen. Mythos und Wirklichkeit sind daher kaum zu unterscheiden. Dennoch: Jesus muss die Menschen seinerzeit stark beeindruckt haben, zudem hat sich wahrscheinlich Ungewöhnliches ereignet, sonst wäre es nicht überliefert worden.
  • Kritisch sehe ich die Rolle des Apostels Paulus, dem Jesus persönlich wohl nie begegnet ist. Er hat das Christentum durch seine theologische Interpretation stark geprägt. Es ist Paulus, der Jesus als gottesgleich und seinen Tod als Sühnetod zur Vergebung unserer Sünden überliefert. Die Kirche machte dies zu Säulen unseres Glaubens.
  • In der paulinischen Theologie kommt aus meiner Sicht eine wesentliche Kernaussage Jesu zu kurz. Gerade diese sind nach Meinung verschiedener Autoren aber durchaus authentisch. Es geht um das Reich Gottes, das nicht irgendwo versteckt im Himmel liegt, sondern mitten unter uns und in uns ist. Der Aufbau des Gottesreiches liegt demnach darin, das Göttliche in uns selber zu entdecken und in diesem Bewusstsein zu leben und zu handeln. Mein Eindruck ist (und nicht nur meiner): Wenn die Evangelien sich diesem Thema nähern, spiegeln sie den wirklichen Jesus wider. Mich stimmt das froh und hoffnungsvoll; denn das Göttliche in uns, das Durchdrungensein der Welt durch Gott gibt Kraft zum Leben und die Zuversicht, dass uns der leibliche Tod nicht auslöscht. Jesus sagt: „Ihr seid Kinder Gottes!“ Das schöne ist, hier gibt es keinen Widerspruch zu anderen Religionen. Selbst wenn ich an die geheimnisvolle Welt der Quantenphysik denke, sehe ich einige Entsprechungen und keinen Widerspruch.
  • Fast zweitausend Jahre alte Traditionen auszulöschen, gliche dem Ausschütten des Kindes mit dem Bade. Da war und ist nicht alles falsch, zumal die Kirchenväter sicher nicht dumm waren. Eine Anerkenntnis dessen, dass in der Frühzeit des Christentums Wahrheiten möglicherweise verdreht wurden, würde ich mir aber wünschen. So kann ich nicht ganz daran glauben, der Heilige Geist hätte die Kirche in die richtige Richtung geführt oder wäre bei der Aufstellung der Dogmen wirksam gewesen. Wenn dies auch polemisch klingt: Wo war der Heilige Geist denn, als im Namen Jesus Christus ganze Völker abgeschlachtet wurden? Ich wünsche mir von der Kirche mehr Toleranz gegenüber Querdenkern und eine Verkündigung der wirklich frohen Botschaft statt des sturen Festhaltens an Dogmen, die wie Kartenhäuser einzustürzen drohen, wenn reale Hintergründe ans Licht kommen. Viele Christen glauben ohnehin nicht mehr an sie, und gegenüber Außenstehenden machen sie unseren Glauben unglaubwürdig. Es ist das von Jesus verkündete Gottesreich, das Kirche und Christentum ins dritte Jahrtausend retten könnte.

zum Anfang

zum Inhaltsverzeichnis

 

 

 

Was wissen wir von Jesus?

Kurzfassung eines Beitrags von Karl-Heinz Ohlig
(Professor für Religionswissenschaft und Geschichte des Christentums)

Jesus war ein Mann, der vor rund zweitausend Jahren lebte, nur kurze Zeit öffentlich auftrat und als Verbrecher hingerichtet wurde. Er selbst hat nichts Schriftliches hinterlassen, sein Leben spielte sich in einer entlegenen Ecke der Welt und fern von den damaligen Zentren kultureller oder politischer Aktivität ab und ist in seinen Abläufen nur recht ungenau bekannt. Er hat auch nichts getan oder gesagt, was populär oder bei seinen Zuhörern leicht eingängig wäre, und er verlangt von seinen Anhängern nicht gerade wenig, so dass die von ihm geforderte „Nachfolge“ recht anspruchsvoll ist.

Es ist recht schwierig, hinter allen großartigen Interpretationen den historischen Menschen Jesus zu erblicken und in den neutestamentlichen Texten, die durch den Glauben der frühen Gemeinden geprägt sind, zu Jesus selbst vorzustoßen. Sicherlich wurde Jesus durch die Verkündigung auch „hochstilisiert“ und darüber hinaus den Bedürfnissen der jeweiligen Adressaten angepasst. Man erzählte so von ihm, wie die Zuhörer ihn sehen wollten oder „brauchten“.

Seit der europäischen Aufklärung werden die Bibel und die kirchlichen Überlieferungen historisch-kritisch, also mit den Methoden historischer Vernunft, analysiert. Seitdem wird zunehmend bewusst, dass eine recht große Kluft zwischen dem Christus des Glaubens und dem geschichtlichen Jesus besteht. Dabei sind viele durchaus wichtige Fakten des Lebens Jesu nicht mehr zu rekonstruieren, weil die damaligen christlichen Autoren nur an Aspekten interessiert waren, die Jesus als heilsbedeutsam erscheinen ließen. Alles andere, auch durchaus wichtiges biographisches Material, fand nicht ihre Aufmerksamkeit, z.B. wann und wo Jesus geboren wurde, wie er aufwuchs, wie er aussah, was er bis zu seinem öffentlichen Auftreten machte usw. Beinahe sein gesamtes Leben vor dem Beginn seines öffentlichen Wirkens liegt im Dunkeln, und auch von da an lassen sich nur wenige Fakten festmachen. Mehr schon ist über seine Predigt, seine Ziele und seinen Anspruch oder über seine „Sache“ bekannt. Ihre Konturen lassen sich einigermaßen deutlich nachzeichnen, aber es ist auch hierbei so gut wie unmöglich, ein einzelnes Wort, wie es die Evangelien überliefern, als „echtes“ Jesuswort nachzuweisen.

Einen wichtigen Zugang zum geschichtlichen Jesus bieten die jüdische Religion und Geschichte. Die Kenntnis dieses Umfeldes lässt die Gestalt Jesu deutlicher hervortreten. Das Neue Testament, das daneben die wichtigste Quelle bleibt, muss somit nicht die ganze „Beweislast“ tragen. Weil Einzelheiten aus dem Leben Jesu in den übrigen neutestamentlichen Schriften kaum vorkommen, auch nicht bei dem frühesten Autor, bei Paulus, sind die vier Evangelien die Hauptquelle. Zwar gibt es auch in den sogenannten apokryphen Evangelien, die später nicht ins Neue Testament aufgenommen wurden, einige Worte, die auf Jesus zurückgehen könnten, aber dieses Material ist spärlich und kann keine zusätzlichen Einblicke bieten. Die historisch-kritische Forschung belegt aber zweifellos, dass Jesus tatsächlich gelebt hat. Dies bestätigen auch außerbiblische Zeugnisse, die naturgemäß nur dünn gesät und relativ nichtssagend sind. Immerhin bieten der jüdische Schriftsteller Josephus Flavius und der Talmud aber Hinweise auf Jesus, die seine Existenz und seinen gewaltsamen Tod bestätigen. Der chronologische Ablauf des Lebens Jesu kann zwar ungefähr bestimmt werden, aber genauere Angaben sind schwierig, weil neutestamentlichen Autoren Jesus nicht persönlich kannten. Es lässt sich nicht mehr sagen, als dass Jesus wohl zwischen den Jahren 7 und 4 v.Chr. geboren wurde. Alles spricht für den Geburtsort Nazareth, damals ein kleines Dorf von vielleicht hundert bis hundertfünfzig Einwohnern. Jesus wuchs also in einer kleinräumigen Dorfumgebung bei seinen Eltern Joseph und Maria und seinen Geschwistern auf. Er sprach Aramäisch, konnte es lesen und wohl auch schreiben, verstand Hebräisch und vielleicht ein wenig Griechisch, die damalige Umgangs- und Gebildetensprache im Römischen Reich. Jesu Denken war vom seinem frühjüdischen Umfeld in Palästina bestimmt.

Jesus war wohl grundsätzlich ein Wanderprediger, der herumzog, um in Synagogen, unter freiem Himmel oder in Häusern viele Zuhörer ansprechen zu können. Adressaten waren alle Juden, Vornehme und Arme, Männer und Frauen, Fromme und Sünder, nicht aber Heiden; denn Jesus sah sich gesandt zu Israel, und er dokumentierte seinen Anspruch auf eine Reform Israels.

Der Beginn einer entscheidenden Wende im Leben Jesu war vermutlich die Lehre Johannes des Täufers. Sie riss ihn, wie nicht wenige seiner Landsleute, in den Jahren 27 bis 29 n. Chr. aus dem Alltag heraus. Jesus verließ sein Dorf und seinen Beruf, und von jetzt an gilt sein ganzes Interesse religiösen Dingen. Bald fing Jesus selbst zu predigen an. Er wandte sich sowohl an die Geistlichen und Schriftgelehrten wie auch an die einfache Bevölkerung, aus deren Reihen er seinen engeren Jüngerkreis sammelte, und an Randgruppen. Es wäre zwar falsch, ihn ausschließlich in Verbindung mit „Zöllnern, Dirnen und Sündern“ zu sehen, aber er sprach auch die am Rande oder sogar außerhalb der religiös geprägten Gesellschaft Stehenden an.

In den Evangelien werden Jesus große Machttaten und Zeichen zugeschrieben. Die Historizität dieser „Wunder“ ist umstritten. Besonders auffällig ist, dass sich der früheste literarische Zeuge, Paulus, bei seiner Missionspredigt nicht auf sie stützt. Es lässt sich feststellen, dass die Zahl der Wunder wächst und sie umso gewaltiger werden, je jünger eine Überlieferung ist. Die „Wunder“ belegen aber, dass Jesu Auftreten beeindruckende Wirkungen haben konnte. Sie sind bald gemäß dem verbreiteten antiken Wunderschema erzählt worden. Dies gab späteren Predigern und Christengemeinden wohl den Anstoß, das Schema mittels neuer Ausgestaltungen verstärkt im Dienst des Christusglaubens anzuwenden.

Obwohl er ein gesetzestreuer Jude war, ging Jesus in großer Freiheit mit den damaligen Vorschriften um, die er unterschiedlich gewichtete (Recht, Barmherzigkeit und Treue sind wichtiger als der Zehnte), relativierte oder auf ihren Sinn durchsichtig machte (der Sabbat ist um des Menschen willen da ...). Jesus war aber kein Theologe, der eine geschlossene neue Lehre vortrug. Dennoch wurden seine vielfältigen, oft revolutionären Impulse von seinen Jüngern mit der Zeit in einem solchen Sinn verstanden und in der „Bergpredigt“ zusammengestellt. Seine Sache vertrat Jesus nicht nur sprachlich, sondern auch in seinem Verhalten. Er bot vielen, die nach damaligen religiösen Vorstellungen geächtet waren, Gemeinschaft an, aß und trank mit ihnen. Diese „Sündermahlgemeinschaften“ führten die Gemeinden nach seinem Tod in der Praxis des "Herrenmahls", in den eucharistischen Feiern, fort.

Das zentrale Thema in Jesu Botschaft ist das Reich Gottes. Gott und seine Herrschaft sind sein wichtigstes Thema. Für Jesus war die Königsherrschaft Gottes schon angebrochen. Jesus verstand sich dabei offensichtlich als Beginn und Katalysator des Reiches Gottes.

Obwohl sein Anspruch gewissermaßen „zwischen den Zeilen“ der Überlieferung durchschimmert, nahm Jesus keinen Hoheitstitel für sich in Anspruch, Diese legten ihm die Evangelisten und Christengemeinden aus ihrem Glauben heraus in den Mund. Judenchristen nannten Jesus ihren Messias (=Christus), den Sohn Davids, Menschensohn, auch schon Gottessohn. Griechische Christen konnten mit den jüdischen Titeln nichts anfangen, sie nannten Jesus: Sohn Gottes, (göttlicher) Herr, Wort Gottes usw.

Jesus gewann Jüngerkreise, die auch nach seinem Tod weiterbestanden, und fand wohl weitere zahlreiche Freunde in den Städten und Dörfern Galiläas. Wie weit er in der breiten Bevölkerung akzeptiert oder abgelehnt wurde, lässt sich nicht feststellen. Vielleicht reiste er, wie das Johannesevangelium nahe legt, mehrfach nach Jerusalem. Hier fand er nach mindestens ein-, wahrscheinlich eher zwei- bis zweieinhalbjährigem öffentlichem Wirken schließlich den Tod.

Die Evangelien schildern die Reise nach Jerusalem so, als habe Jesus sie angetreten, um dort zu Tode zu kommen. Diese Sicht erscheint vom späteren Glauben an Tod und Auferstehung her verständlich, ist aber historisch wohl unwahrscheinlich. Sicherlich muss man annehmen, dass Jesus wusste, in welche Gefahr er sich begab. Er ging nicht blind in den Tod, ebenso wenig versuchte er zu fliehen, was doch wohl möglich gewesen wäre. Aber er strebte den Tod nicht an, und nichts in seinen Worten deutet darauf hin, dass er durch sein Sterben die Menschen erlösen wollte. Immerhin aber mag die Tatsache, dass er das „Prophetenschicksal“, also Verfolgung und Tod, riskierte, die Struktur seiner Sache deutlich werden lassen: Sie war nicht definiert durch den geschichtlichen Erfolg, und Jesu persönliches Scheitern konnte ihre Gültigkeit nicht aufheben. Damit war der Inhalt dessen, was später als „Auferstehung“ bezeichnet wurde, vorgegeben.

Über den Prozess und Tod Jesu berichten die Evangelien zwar viele Einzelheiten, dennoch bleiben viele Fragen offen. Jesus wurde vor Pontius Pilatus der Prozess gemacht, und dieser verurteilte ihn zur Geißelung und zu der bei den Römern verbreiteten Kreuzigung. Pilatus befürchtete wohl Aufruhr und griff hart durch. Am Tag nach seiner Verhaftung wurde Jesus gefoltert und gekreuzigt. Von vielen Forschern wird der Todestag für Freitag, den 7. April 30, angenommen, andere sprechen vom Tod Jesu um das Jahr 30.

Mit seiner Hinrichtung war die Geschichte Jesu und seiner Bewegung nicht, wie erwartet, zu Ende. Schon nach kurzer Zeit kamen einige seiner Jünger zu dem Glauben, dass sein Tod nicht sinnlos gewesen sein konnte. Seinen Tod verstanden sie als ein Opfer, und sie waren überzeugt, dass Jesus bei Gott lebt und seine Sache weitergeht, dass seine frohe Botschaft und er weiter zu verkünden seien. Dabei glaubten sie, dass er von Gott auferweckt sei.

Zu Lebzeiten hatte sich Jesus zwar nur an seine Landsleute gewandt, die Motive der jüdischen Religion aber so verwendet, dass sie für jeden Menschen wichtig waren: Nichtrichten, Vergeben, Liebe, Solidarität usw. gehen alle an. So war es nur konsequent, dass sich bald auch die ersten Nichtjuden den Christengemeinden anschlossen. Damit waren schon in den ersten zehn bis 15 Jahren nach dem Tod Jesu, die Weichen für die Entstehung der christlichen Kirche aus Juden und Heiden gestellt sowie für eine bisher zweitausendjährige Geschichte des Christentums.

gekürzt und verändert nach: Karl-Heinz Ohlig: „Was wissen wir vom historischen Jesus?“ vom 03.09.2015.

zum Anfang

zum Inhaltsverzeichnis

 

 

 

Mensch, Natur und Umwelt: 10 Punkte für eine bessere Zukunft

  1. Was gut oder schlecht ist für unser Land, bestimmen - wenn mich mein Eindruck nicht täuscht - gut meinende Minderheiten. Wenn mich der Eindruck weiterhin nicht täuscht, laufen deren Apelle ins Leere: Die Mehrheit ist (noch) nicht bereit auf „Geiz ist geil“, Fleischberge und das „dicke“ Auto zu verzichten. Der Blick in die Supermärkte, auf die Autobahnen, auch auf Müllberge entlang der Autobahnen gibt mir Recht. Die Mehrheit nutzt die Billigflüge, fährt gerne Auto und geht auch zu Mc Donalds. Es ist schön, preiswert ferne Länder zu bereisen, Auto fahren zu können, auch Fastfood kann mal praktisch und lecker sein. Warum sollen wir das ablehnen? Allerdings müssen wir dafür sorgen, dass unser „Luxus“ möglich bleibt, ohne anderen Menschen, der Umwelt und Natur zu schaden. Dazu müssen wir die Mehrheit dort abholen, wo sie steht, und nicht verbiegen. Nur intelligenter Fortschritt wird uns helfen. Vielleicht versuchen wir’s auch mal mit kleinen Änderungen; kleine Veränderungen der Mehrheit könnten Großes bewirken. Übertriebene Verhaltensumkehr klappt nur bei Minderheiten, bewirkt also insgesamt nichts.
  2. Der Verlust von Biodiversität und Artensterben erfolgen nicht vor unserer Haustür, sondern dort, wo fern von hier Weideland für Rinder und Plantagen für Futtermittel oder Biosprit artenreiche und klimaregulierende Wälder ersetzen. Treibhausgase werden dort in unvorstellbaren Mengen freigesetzt. Da fallen unsere nationalen Initiativen kaum noch ins Gewicht. Wesentliche Ursache ist unsere Gier nach Fleisch. Angesichts unserer Preisvorstellungen kann nur die direkte Einfuhr, mehr noch der Import von Futter die Produktion der Fleischberge garantieren. Schnell wird klar: Wirkungsvollen Umwelt- und Resourcenschutz leisten wir nicht durch das Einschrauben von Energiesparlampen. Dabei müssen wir nicht alle zum Veganer werden. Kleine Veränderungen unserer Gewohnheiten, die Begrenzung des Fleischverzehrs, verbunden mit der Bereitschaft mehr für Fleisch zu zahlen, könnten – und das bei gleichbleibender Belastung unseres Portemonnaies – Großes bewirken. So schützen wir nicht nur das Klima und die Artenvielfalt. Massentierhaltung wird Geschichte, und gesünder ist es allemal.
  3. Naturschutz muss im Herzen der Menschen verankert werden. Übertriebener Naturschutz „von oben“, durch Staat und Behörden, gar durch Natur- und Umweltschutzverbände, die glauben, es besser zu wissen, schadet mehr als er nutzt. Wir brauchen (derzeit) unsere Kraft nicht an angeblich durch den Klimawandel gefährdete Arten zu verschwenden. Dafür gibt es keinen stichhaltig begründbaren Anlass. Wir brauchen auch die Natur – zumindest auf weiten Flächen – nicht unberührt zu lassen; denn Artenvielfalt ist durch menschliche Nutzung entstanden. Was wir nicht brauchen, ist der ständige Flächenverbrauch, die übersubventionierte, überintensivierte Landwirtschaft und unsinnige Verbote, wie das Fangen einiger Kaulquappen, um sie groß zu ziehen. Die Natur schützen will nur, wer sie kennt. Mir ist kaum ein wahrer Naturschützer oder Biologe bekannt, der sich nicht schon in der Kindheit mit Pflanzen und Tieren, insbesondere auch mit Kaulquappen beschäftigt hat.
  4. Wir dürfen nicht auf Kosten Anderer wirtschaften. Sei es auf Kosten kommender Generationen – Stichwort Schuldenberg – oder auf Kosten der Menschen in weniger reichen Ländern durch Raubbau an deren Natur und Rohstoffen. Daher müssen wir unser Konsumverhalten überdenken. Hungerlöhne entstehen am Markt der günstigsten Angebote, die wir bevorzugen. Geiz ist eben nicht geil.
  5. Der unvorstellbare Schuldenberg muss schnellstmöglich schrumpfen. Die Zinsen verschlingen enorme Summen, und die Gläubiger werden immer mächtiger. Das engt uns in der weiteren Entwicklung ein und macht den Staat zunehmend unfrei, eigene Entscheidungen zu treffen. In der Schuldenrechnung nicht enthalten sind die künftig immensen Kosten für die Versorgung der älter werdenden Bevölkerung. Diese durch Einwanderung zu kompensieren, ist bloße Illusion. Auch die vage Hoffnung, dass mit größerem Kindersegen künftiger Familien die Bevölkerung wieder wächst, ist Illusion, weil – einfach zu berechnen – die Vorfahren solcher Familien schon nicht mehr in ausreichender Anzahl geboren wurden.
  6. Wir brauchen intakte Familien. Intakte Familien erbringen soziale Leistungen – sei es bei der Erziehung der Kinder oder der Pflege Bedürftiger – die der Staat nicht leisten kann. Der Ruf nach dem Staat ist nur die zweitbeste Lösung, wenn Familien nicht funktionieren. Leider ist die Zahl intakter Familien rückläufig. Geborgenheit in Partnerschaft und Familie ist für viele zum Fremdwort geworden. Leistungen, die bisher im Familienzusammenhalt möglich waren, muss zunehmend der Staat übernehmen. Zumindest wird der Ruf danach immer lauter. Natürlich bedürfen Alleinerziehende und Bedürftige der unbedingten Unterstützung. Oft ist der Ruf nach Rund-um-die-Uhr- Betreuung selbst der Kleinsten aber purer Egoismus. Familie sowie Erziehung und Betreuung innerhalb der Familie müssen daher einen neuen Stellenwert erhalten; denn nüchtern betrachtet wird der alleinige Verlass auf den Staat – auch angesichts des demografischen Wandels – auf Dauer nicht finanzierbar sein.
  7. Statt Betreuungsgeld, Mindestlohn und Hartz IV brauchen wir eine Grundversorgung für alle Menschen. Eine Grundversorgung, die ansonsten Mittellosen nicht nur die Chance zum Überleben, sondern auch zur Teilhabe am kulturellen Leben bietet. Ein Sockelbetrag, der Vätern oder Müttern erlaubt, weniger zu arbeiten und Zeit für ihre Kinder zu gewinnen, der Kindern erlaubt, Angehörige zu pflegen. Eine Grundversorgung, die Freiräume für ehrenamtliches soziales Engagement schafft. Ein sicherer Betrag, der den in der Pflege, sozialen oder unattraktiven Berufen Tätigen das Gehalt zur angemessenen Entlohnung steigert und auch diese Berufe wieder anziehend macht.
  8. Wir brauchen etwas Bescheidenheit, eine bescheidene, leichte Änderung unseres Lebensstils, unseres Wirtschaftens und unserer Ansprüche. Das nutzt allen Menschen auf der Welt, auch der Umwelt und Natur. Gewinnmaximierung, resultierende Konkurrenz, wirtschaftliches Wachstum (zumindest so, wie wir es heute berechnen) sind o.k., solange sie nicht dem Menschen, seiner Lebensqualität oder Umwelt und Natur zuwider laufen. Wir brauchen daher die Entschleunigung, Ruhe und Gelassenheit; keinen Stillstand, aber den maßvollen Fortschritt zum Wohl aller Menschen.
  9. Christen brauchen ein neues Selbstbewusstsein. Nächstenliebe, Bekenntnis zu Ehe und Familie, Bewahrung der Schöpfung, Verantwortung gegenüber uns, Anderen und Gott als den Alles umfassenden, sind Anliegen, die angesichts des allgemeinen Werteverfalls, Gleichgültigkeit, Ziel- und Belanglosigkeit innerhalb der Gesellschaft deutlich vertreten und verteidigt werden müssen.
  10. Der Mensch gehört in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Er ist nicht die überflüssige Art, die letztlich zum Untergang unseres Planeten führt. Die Geschichte der letzten Eiszeit ist keine Natur-, sondern eine Kulturgeschichte. Der Mensch hat die Erde zum Guten, wie zum Schlechten verändert. Umwelt-, Natur- und Artenschutzschutz haben einen ethischen Anspruch, sind aber kein Selbstzweck. Sie müssen auf das Wohl des Menschen gerichtet sein. Der Schutz der Umwelt und der Natur sind darin zwangsläufig enthalten.

zum Anfang

zum Inhaltsverzeichnis

 

 

 

Klimawandel – Wird’s nun wärmer oder nicht?

Nach aktuellen Messreihen hat sich die Erde in den letzten Jahren offensichtlich nicht weiter erwärmt. Ist der von Vielen prognostizierte Klimawandel nun tatsächlich die beschworene Klimalüge? Wenn Sie mich fragen: Ich weiß es nicht. Ich wusste es auch vorher nicht, denn die Diskussion verläuft vielfach abseits naturwissenschaftlicher Objektivität, sie polarisiert und ist emotionsbeladen. Kein Wunder angesichts des überlebenswichtigen Themas. Auch die jüngsten Daten führen erwartungsgemäß nicht zu einer Versachlichung der Debatte. Die Skeptiker fühlen sich bestätigt, die Anderen sehen kaum Widersprüche.

Was mich wundert: Warum bildeten die Klimamodelle - die wichtigsten Prognoseinstrumente - die jüngste Klimaentwicklung zunächst nicht ab? Man argumentiert, die falschen Datensätze seien eingeflossen? Außerdem fehlt den Modellen offensichtlich noch die Präzision. Wie präzise sind dann die Prognosen?

In einem Bericht beleuchtet das Umweltbundesamt die Thesen der Skeptiker. Dabei werden diese auch namentlich an den Pranger gestellt. Ist das schlicht unwissenschaftlich oder bäumen sich da Kollegen auf, deren sachliche Argumente schwinden, sprich, sich mit dem Rücken zur Wand sehen?

Wandel oder Lüge, ich weiß es wirklich nicht. Was ich dagegen weiß: Im Mittelalter war es in Deutschland tatsächlich wärmer als heute. Und was das Kohlendioxid betrifft: Die Verminderung des „Treibhausgases“ schont die Energievorräte – mit oder ohne Klimawandel.

zum Anfang

zum Inhaltsverzeichnis

 

 

 

Klimawandel: Die mir bekannten Fakten

  1. Messungen in vielen Regionen der Erde zeigten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen Anstieg der Temperaturen an.
  2. Computermodelle prognostizieren eine weitere Erwärmung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten und berechnen eine Abhängigkeit dieser Erwärmung von dem durch Menschen verursachten CO2-Ausstoß.
  3. Einzelne Wissenschaftler leiten aus Langzeitmessungen der Temperatur allerdings keinen Erwärmungstrend ab oder erklären die Erwärmung im Rahmen natürlicher Temperaturschwankungen.
  4. Seit der Jahrtausendwende stagniert die Erwärmung oder hat sich zumindest stark verlangsamt.
  5. Die Argumente, dass die Erwärmung aus dem Anstieg der atmosphärischen CO2- Konzentrationen resultiert oder nicht, sind widersprüchlich.
  6. Eindeutig belegt ist die Abhängigkeit der Temperatur von der Strahlung und Aktivität der Sonne. Dies vermitteln Langzeitmessungen, die zum Teil bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen.
  7. Etwa 5% des CO2 in der Atmosphäre gehen auf den Menschen zurück. Der deutsche Anteil am anthropogenen CO2-Ausstoß liegt bei 3%. Der CO2-Anteil an der Luft, den Maßnahmen in Deutschland beeinflussen können, fällt demnach unter 0,2%.
  8. Die CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre waren im Laufe der Erdgeschichte zeitweise höher als heute.
  9. Die Gletscher in den Alpen und anderen Hochgebirgen schmelzen ab. Dieser Prozess begann etwa um 1820. Von einer industriellen CO2-Produktion ist frühestens ab 1860 auszugehen. Seit 1950 wächst der anthropogene CO2-Ausstoß stärker an.
  10. Im Mittelalter war es in Deutschland deutlich wärmer als heute. In Köln gediehen damals Feigen und guter Wein.
  11. Eisbären lebten auch schon in wärmeren Epochen der Erdgeschichte. Sie mögen vom Aussterben bedroht sein. Die Erwärmung als alleinige Ursache scheidet allerdings aus.
  12. Für die Behauptung, Wärme liebende Pflanzen und Tiere nähmen in Deutschland derzeit zu oder Kälte bevorzugende Arten ab, gibt es – entgegen anderer Meldungen – derzeit keinen wissenschaftlichen Beweis.

zum Anfang

zum Inhaltsverzeichnis

 

 

 

Die demografische Falle

Wir sind Meister im Verdrängen; denn kaum einer macht sich bewusst, dass wir neben den enormen Staatsschulden auch die Schuldverpflichtung gegenüber der zunehmenden Anzahl älterer Menschen in Form zu zahlender Renten und Kosten für Pflege und medizinische Versorgung im Rucksack tragen. Viele trösten sich mit der Hoffnung auf wieder steigende Geburtenraten. Doch die Mathematik ist brutal: Die in den nächsten Generationen zu erwartende überproportionale Beule am oberen Ende der Alterspyramide lässt sich nicht mehr ausgleichen; denn die Mütter der erforderlichen Kinder wurden schlichtweg nicht geboren und lassen sich im Nachhinein wohl kaum noch generieren.

Dann Hoffnung Nummer 2: Die Zuwanderung. Auch hier sind die Zahlen erbarmungslos. Zuwanderer haben wir ... aus den benachteiligten Regionen dieser Welt. Ich kann die Menschen gut verstehen, doch auch sie werden wir künftig mitversorgen müssen. Und die Fachkräfte, nach denen unsere Wirtschaft so dringend ruft, die künftigen Steuerzahler und Finanzierer unserer Sozialsysteme? Die bleiben nachweislich aus oder wandern sogar ab. Machen wir uns nichts vor, zu Deutschland gibt es zahlreiche attraktivere Alternativen.

Hoffnung Nummer 3: Die Erkenntnis: Wenn Steuern und Abgaben auf Arbeit nicht mehr sprudeln, weil es immer weniger Menschen gibt, die arbeiten, ist die Einnahmequelle wohl die falsche. (Das ist im Übrigen unabhängig davon, ob jemand keine Arbeit hat oder nicht arbeitet, weil er nicht geboren wurde.) Nur die Einnahmequelle ist das Problem; denn weil schon heute immer weniger Menschen immer mehr produzieren, reicht auch das schrumpfende Arbeitspotentials aus, unsere Güterproduktion und Dienstleistungen, selbst eine hohe Lebensqualität aufrecht zu erhalten. Damit ist auch die Versorgung der älteren Generation gesichert. Das Problem ist also nicht fehlendes Geld, sondern das Erfordernis, alle an der gleichbleibenden oder sogar wachsenden Produktivität gerecht teilhaben zu lassen. Die Lösung liegt folglich in der Änderung unseres Steuer- und Abgabensystems. So sollte nicht bezahlen, der arbeitet, sondern derjenige, der durch seinen Konsum vom System profitiert.

Diese Herausforderung gleicht dem „Flug zum Mond“. Mit unserem verdrängenden „Weiter- so“ landen wir allerdings nicht auf fernen Himmelskörpern, sondern fahren unsere Gesellschaft auf Dauer an die Wand. Bemerkenswerte Ansätze wie Veränderung des Steuersystems in Verbindung mit einem Grundeinkommen oder Bürgergeld – kostenneutral anstelle unserer bisher kostenintensiven Sozialsysteme und Hartz IV – haben verschiedene etablierte Parteien schon diskutiert. Offensichtlich fehlen aber die Traute und Fantasie, die unausweichlich auf uns zukommenden Probleme zu benennen, ihnen mit neuen Ideen tatsächlich zu begegnen und Grundlegendes wirklich verändern zu wollen. Mutige Veränderungen sind es aber, auf die viele Menschen hoffen. Noch fehlt die Partei, die sich abseits überholter Ideologien dieser Herausforderung stellt.

 

Lesenswert:

  • Demographie - Unternimm die Zukunft
    Web-Site der Initiative Unternimm-die-Zukunft, Professor Götz W. Werner
  • "Einkommen für alle" von Götz W. Werner
  • "Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens" von Robert und Edward Skidelsky
  • "Träum weiter, Deutschland!: Politisch korrekt gegen die Wand" von Günter Ederer

 

zum Anfang

zum Inhaltsverzeichnis

 

 

 

Wald

Deutscher Wald: Jammern auf hohem Niveau

Das Fällen von Bäumen oder gar die Rodung ganzer Waldflächen lösen oft kritische Berichte in den Medien oder Proteste besorgter Bürger aus. Auch ich ertappe mich dabei, entsetzt auf frisch gerodete Flächen zu blicken. Ein Blick auf die Geschichte des deutschen Waldes entlarvt das Entsetzen allerdings schnell als übertrieben sentimental und unbegründet.

Vor 7000 Jahren reichten noch endlose Wälder von den Alpen bis zur Nord- und Ostsee. Schon damals begann der Mensch, kleinflächig die Wälder zu roden, weil er Flächen für seine Äcker und Siedlungen brauchte. Mit den Häusern und Ställen, Feldern, Hecken, Wiesen, Weiden, Teichen und Wegen entstanden neue Lebensräume. Daher wuchs die Anzahl der Pflanzen- und Tierarten in Mitteleuropa weit über das vorherige Niveau.

Der zunehmenden Nutzung des Holzes als Brennmaterial und Baustoff fielen zwischen 500 und 1.300 nach Christus zwei Drittel des damaligen Waldbestands zum Opfer. Waldzerstörung und Übernutzung der Landschaft hätten zur Wende des 18. zum 19. Jahrhundert beinahe in eine ökologische Katastrophe geführt. Doch mit einer nachhaltigen Forstwirtschaft gelang es seit dem 19. Jahrhundert, Wälder wieder aufzubauen und den Fortbestand des Waldes in Mitteleuropa zu sichern. Dies gelang nur mit der Nutzung neuer Rohstoffe wie der Kohle. Letztlich hat somit ausgerechnet die Industrialisierung den deutschen Wald gerettet.

Bis heute werden nur Holzmengen geerntet, die wieder nachwachsen können. Zudem schreibt das Naturschutzgesetz vor, Gehölzbestände, die neuen Nutzungen weichen müssen, an anderer Stelle auszugleichen. Die Bilanz seit 1900 ist daher positiv: Die Waldfläche in Deutschland wuchs seither um 5%. Und während weltweit große Wälder vernichtet werden, vergrößert sich die bewaldete Fläche Europas langsam, aber sicher um 0,4 Prozent in jedem Jahr.

Überließe man sämtliche Flächen der natürlichen Entwicklung, entstünde letztlich ein geschlossener Wald wie vor 7000 Jahren. Gleichzeitig würden Landschaft und Artenvielfalt wieder ärmer. So darf man sich in Deutschland über gerodete Waldflächen durchaus freuen, spätestens dann, wenn im nächsten Frühjahr lichtbedürftige Kräuter, sonnenhungrige Schmetterlinge oder Eidechsen wieder Einzug halten und junger Wald – vielleicht auch anderenorts – den alten ersetzt.

zum Anfang

zum Inhaltsverzeichnis

 

 

 

Auf Deutschlands Straßen

Heute Morgen wieder auf der Bundesstraße: Ich fahre ein wenig schneller als die erlaubten 100. Dennoch: Ein Raser klebt an meiner Stoßstange, bis er überholt. Auf meiner kurzen etwa 5 km langen Strecke, auf der es im Übrigen öfter Unfälle gibt, passiert mir das fast jeden Tag.

Und am Wochenende: Unterwegs mit den erlaubten 80 im Ausfahrtsbereich der Autobahn werde ich überholt von einem Fahrzeug, das dann im Slalom durch die Absperrfähnchen wieder auf die Spur zurückfährt. Natürlich zur Überraschung und Vollbremsung des hier rechts Überholten. Ein Extrem? Nein, jeder der versucht, nur halbwegs angepasst zu fahren, kennt das Phänomen.

Dann die Rückfahrt: Starker Regen, Sicht gering, Wasser steht auf der Fahrbahn. Links außen donnern die „Boliden“, übrigens meist die Edelmarken. Das Vertrauen in die Sicherheit des Fahrzeugs ist offensichtlich unbegrenzt – was zum Teil ja auch berechtigt ist. Nur deshalb nahm die Zahl der Unfalltoten in den letzten Jahren ab. Die Technik ist nun ausgereizt, jetzt zählt wieder das Verhalten. Und das scheint in verschiedenen Hälften des Gehirns lokalisiert zu sein: Während an der Tankstelle die eine Hälfte den Spritpreis moniert, kommt auf der Straße die andere Hälfte zum Einsatz. Und die sagt: Vollgas! Koste es, was es wolle, Geld oder Leben!

zum Anfang

zum Inhaltsverzeichnis

 

 

 

Der Flug zum Mond

Anlässlich seines fünfzigsten Geburtstags beklagt sich der amerikanische Foto-Blogger Ken Rockwell darüber, dass Menschen, respektive die US-Amerikaner, nicht mehr zum Mond fliegen. Die Gründe reichen von der mangelnden wissenschaftlichen Erfordernis bis – hauptsächlich – zu den enormen Finanzmitteln, die angesichts klammer Kassen anderenorts schmerzlich fehlen. Rockwell klammert diese Gründe aus. Dagegen denkt er wehmütig an die Aufbruchstimmung, die seinerzeit vielerorts herrschte. Er vermisst heute den Mut, große Ziele zu stecken, und den Willen, sie zu erreichen. Als Kind der gleichen Ära, das fiebernd jeden Raketenstart verfolgte, trifft mich trotz aller objektiven Reflexion die gleiche Wehmut.

Dass Kinder und Jugendliche gegenüber vorausgehenden Generationen vermeintlich dekadenter sind, hat bereits Seneca vor 2000 Jahren moniert. Anders, aber sicher nicht schlechter als vor vierzig oder fünfzig Jahren sind sie natürlich schon. Statt Transistorradio und Weltraumfahrt stehen heute die sich mit der modernen Computertechnik eröffnenden Möglichkeiten, insbesondere die Kommunikations- und Medientechnik im Interesse der jungen Generation. Und das ist gut so.

Ken Rockwell verkennt, dass der zwischenzeitliche Fortschritt nicht in Flügen zu fernen Welten, sondern in der Entwicklung der digitalen Technik liegt. Dennoch trifft er einen wichtigen Kern. Dieser ist die Fantasielosigkeit, die in Gesellschaft und Politik grassiert. Unsere Energie verpufft im endlosen Bemühen, unsere Pleite-Staaten wieder flott zu machen und realen wie irrealen Umweltkatastrophen entgegen zu steuern, statt tatsächlich etwas Neues zu wagen. So traut sich niemand, unseren Milliarden verschlingenden Gesetzes– und Verwaltungsdschungel zu durchforsten. „Gut meinende“ Minderheiten bestimmen heute, was morgen sein soll, und wundern sich über zunehmende Zahlen derer, denen’s mittlerweile egal ist, was passiert, und sich zurückziehen ins Private und den „Cyberspace“. Das lähmt. Wir brauchen tatsächlich wieder Aufbruchstimmung und Zuversicht, dass die Menschheit Enormes leisten kann. Oder doch den Flug zum Mond?

zum Anfang

zum Inhaltsverzeichnis

 

 

 

Zur Konsolidierung der Staatshaushalte

Ob ein Staat angesichts vergangener oder künftiger wirtschaftlicher Probleme auf die Sparbremse treten und Steuern erhöhen muss oder nicht, darüber gehen die Ansichten weltweit auseinander. Immerhin ist man in Europa zu dem Schluss gekommen, dass wachsende Schuldenberge, insbesondere die ansehnlichen Zinsposten der Etats nicht der vielbeschworenen Nachhaltigkeit und Vorsorge gegenüber künftigen Generationen dienen. Im Gegensatz zur fröhlichen Schuldenaufnahme sind das Sparen und höhere Steuern natürlich der steinigere Weg. Für bemühte Politiker beginnt daher spätestens hier der Spießrutenlauf zwischen Einsicht und der Gefahr von den verschiedenen Klientels nicht wiedergewählt zu werden.

Unabhängig davon, ob richtig oder falsch, tut es weh, die Bezüge von Hartz-IV-Empfängern zu kürzen, der Wirtschaft höhere Abgaben oder den Leistungsträgern in der Mittelschicht noch höhere Steuern abzuverlangen. Mir tut weh, dass Summen fließen für Projekte, insbesondere Prestigeprojekte, die man – ohne sie gleich streichen müssen – durchaus aufschieben könnte, bis die öffentlichen Kassen wieder atmen können. Das Argument "das Geld kommt aus einem anderen Topf" lasse ich nicht gelten, solange andere "Töpfe" leer sind und Schulen und soziale Einrichtungen verkommen. Warum leisten wir uns trotz der heute durchaus erträglichen Umweltsituation wachsende Umweltstandards mitsamt den für Steuerzahler und Unternehmer resultierenden Kosten. Reicht es nicht, wenn unsere reinen Gewässer erst in ein paar Jahren noch reiner werden? Konzentrieren wir uns doch auf Bildung, Gesundheit und den Erhalt unserer sozialen Standards. Alles andere muss warten, bis der Haushalt wieder ausgeglichen ist.

Und wenn die Steuerkassen wieder klingeln sollen, ist es am gerechtesten, die Mehrwertsteuer – von Grundnahrungsmitteln abgesehen – ausnahmslos und deutlich zu erhöhen. Dann wird nicht der „bestraft“, der arbeitet, sondern derjenige, der konsumiert. Dem Käufer der Krokotasche tut’s nicht weh, mit seinem Beitrag die Kassen zu entlasten. Der entbrennenden Sorge um die Binnennachfrage darf ich entgegenhalten, dass die deutsche Wirtschaft vom Export lebt, Käufer mit dickem Portemonai sich wohl kaum zurückhalten werden und ein Großteil der Konsumgüter, von denen ein wachsender Teil der Bevölkerung ohnehin nur noch träumen kann, Importprodukte sind.

zum Inhaltsverzeichnis

 

 

 

zum Inhaltsverzeichnis

 

 

 

-->